Malojapass

Maloja war ursprünglich nicht die Bezeichnung für einen Ort, sondern für den Pass. Im Gegensatz zu den benachbarten Übergängen, die bereits von den Römern benutzt wurden, gelangte dieser aber erst mit dem Bau der heutigen Strasse im 19. Jahrhundert zu seiner Bedeutung.
“Der Malojapass (1815 m) verbindet das Bergell über eine Anstiegsrampe von 356 m Höhendifferenz mit Maloja auf der Engadiner Hochebene. Er bildet die Hauptwasserscheide zwischen Mera (Adriat. Meer) und Inn (Schwarzes Meer). 1244 Malongum, 1275 Malodia (Etymologie vorröm.). Während mindestens zwei Jahrtausenden bildete der Malojapass eine erstrangige Passage vom Comersee zum Julierpass und durch das Engadin nach Nauders (Tirol). Bei einer 1972 in Malögin entdeckten 30% steilen Karrenrampe ist sich die Forschung uneinig, ob sie aus röm. oder vorröm. Zeit stammt. Röm. Begehungen sind ab dem 2. Jh. n.Chr. dokumentiert. Ab 45 n.Chr. bestand ein Anschluss an die Via Claudia in Finstermünz (Tirol). Die Transitware wurde über Land und zu Wasser nach Silvaplana befördert. Ab dem SpätMA besorgte die Säumergenossenschaft Bergeller Port den Transport bis Sils. Ab Mitte des 14. Jh. wurde der Malojapass besonders von der Nürnberger Kaufmannsfam. Stromer begangen. 1648 ist auf dem M. eine Herberge mit Haltestelle dokumentiert. V.a. für Weinsäumer war der Malojapass Anschlusspunkt an den Murettopass ins Val Malenco (Veltlin). 1827-28 wurde die Fahrstrasse Silvaplana-Casaccia gebaut. 1909 überquerten im Sommer täglich ca. 450 Pferde den Pass, im Winter ca. 107. Die 1910 eröffnete Berninabahn verursachte einen massiven Einbruch im Warentransport. 1919 verkehrten die ersten Postautos im Sommerbetrieb über den Malojapass, ab 1927 ganzjährig. Die Strassentunnels durch den San Bernardino 1967 und den Gotthard 1980 brachten das Ende des Warentransits über den Malojapass.“
Adolf Collenberg